Wenn ein Baby schreit

… bleibt keine Mutter ruhig, Rieke schon gar nicht. Es passiert gelegentlich, meistens nachts, dass ein Murmeltier Bauchschmerzen hat. Letzte Nacht war es Masha. Als die Bauchschmerzen zu heftigen Krämpfen und das Gemurmel zu durchdringendem Geschrei wurden, waren Rieke und ich gleichermaßen beunruhigt. Wir hatten schon einige Register gezogen, von Abschlecken (Rieke) bis sanfte Bauchmassage (ich). Rieke begann bereits leise mitzuweinen, aber so weit war ich noch nicht. Eine muss ja die Nerven behalten.

Nachdem auch Rumtragen im Fliegergriff diesmal keine Wirkung zeigte (bei unseren Kinder war es oft erfolgreich), hab ich die kleine Masha einfach mit in mein Bett genommen. Rieke fand das nur so halb gut und bestand darauf, mitzukommen. Sie ließ die anderen Welpen alleine vor sich hin murmeln, um ganz nah bei Masha zu bleiben. – Ich musste an den Guten Hirten aus der Bibel denken, der seine neunundneunzig Schafe stehen lässt, um das eine, verirrte zu finden. – Masha lag also in meinem Arm, wurde dabei sanft gekrault (ich wünschte mir heilende Hände), und Rieke hatte ihren Kopf direkt daneben geschoben. Ganz langsam wurden die entspannten Phasen zwischen Mashas Krämpfen länger und die Bauchschmerzen ließen nach. Rieke entschied sich nun wieder für den Rest der Murmeltiere, die mitten in der Nacht plötzlich geputzt und abgeschleckt wurden, als wäre das wöchentliche Großreinemachen schon zweimal ausgefallen. Masha schlief eine Weile ganz ruhig in meinem Arm, dann merkte sie, dass etwas fehlte und ich setzte sie zurück zu ihren Geschwistern.

Es ist genug für alle da

Es ist ein tolles Gefühl, wenn die Sorgen beim Einschlafen sich am nächsten Morgen als grundlos herausstellen. Angesichts der etwas schleppenden Gewichtszunahme unserer Murmeltiere, war ich tatsächlich besorgt, ob Riekes Milch denn auch genug wäre. Dann war die Nacht aber ganz ruhig, ohne Bauchweh- oder gar Hungergeschrei, und heute morgen habe ich lauter satte, zufriedene Babys vorgefunden, die alle deutlich mehr auf die Waage brachten als am Abend. Ganz ohne mein Zutun!

Masha, Maja und vorne Momo

Mio, Mattis und rechts Mette

Gewichtige Unterschiede

In jedem Wurf gibt es die Ausreißer nach oben und nach unten. Ich rede vom Gewicht der Welpen.

Die Murmeltiere sind da paarweise unterwegs. Max (schwarz) und Momo (weiß) haben sich sofort an die Spitze gesetzt, und heute die 1kg Grenze geknackt. Maja und Michel sind auch schon kurz davor. In der Mitte behaupten sich Mio, Masha und Molli, Mattis ist dauerhaft auf Platz 8, liegt aber deutlich (100g) vor der kleinen Mette, deren Abstand zu den anderen sich gerade vergößert. Hauptsache, sie bleibt dabei!

Die Unterschiede im Gewicht spiegeln sich auch in der Länge der Welpen, deshalb gehe ich davon aus, dass wir es einfach mit unterschiedlichen Größen zu tun haben, denn keine(r) ist viel schwächer als die anderen. (Obwohl ich der kleinen Mette nun doch immer wieder einen Vorteil zu schaffen versuche.)

der richtige Moment

… lässt denn doch mal eine andere Perspektive zu auf unsere Murmeltiere, die heute schon eine Woche alt sind.

Hier hatte Rieke sich kurz auf den Rücken gedreht, um etwas Unordnung in die festgenuckelte Welpenschaar zu bringen und klappt gerade zurück.

Normalerweise liegen sie in Reih und Glied. Wenn auch die unteren, verdeckten Zitzen gefunden werden, bilden sie zwei Reihen. Dabei bleiben meistens ein paar Welpen übrig, aber wer hungrig ist, kriegt sofort mit, wenn sich ein Satter abrollen lässt und nimmt dessen Platz ein. Die ganz Ungeduldigen schaffen es auch, andere abzudrängen oder auszuhebeln. Manchmal sorge ich dann für Ordnung (im Sinne der Schwächeren natürlich).

Das ist die kleine Mette (lila Halsband), die in den ersten Tagen lange abgenommen hat. Jetzt nimmt sie kontinuierlich zu. Sehr langsam, aber sie holt sich was sie braucht und scheint genauso fit wie die anderen, auch wenn sie auf der Gewichtstabelle immer die Letzte ist.

Rieke bei der Arbeit

Ja, die Bilder gleichen sich – wie könnte es auch anders sein. Alles findet in der kleinen Wurfkiste statt, mit wenig Licht, ohne Blitz natürlich und entsprechend unscharf. Und doch gibt es Veränderungen: die schwarzen Nasen und Pfotenballen, die kräftigen, wendigen Körper der Welpen. Riekes Blick wird klarer und selbstbewußter.

Aber es ist auch anstrengend für sie. Um dem wachsenden Nahrungsbedarf ihrer Kinder standzuhalten, muss sie schon jetzt doppelt so viel fressen, wie vorher, und es kommen noch drei Wochen auf sie zu, in denen sie die Welpen fast allein ernähren wird. Das ist harte Arbeit, bei der wir ihr zur Seite stehen so gut wir können. Wir vermitteln ihr Sicherheit und Nähe, sorgen für gute Ernährung, ein entspanntes Umfeld und bleiben aufmerksam für kleine Bedürfnisse und Veränderungen.

Der Weg zur Frustrationstoleranz

Wenn die Murmeltiere zu murmeln beginnen, wartet Rieke meistens noch eine Weile, ob es lauter wird oder nochmal abklingt, irgendwann nimmt sie ihren Platz in der Wurfkiste ein und wartet nochmal, bis die Kinder den Weg zu ihr gefunden haben … meistens werden sie dann erstmal gründlich abgeschleckt, bis sie endlich eine geeignete Position einnimmt, die den Welpen den Weg an die Milch freigibt.

Seit ich gelernt habe, dass Frustrationstoleranz nicht angeboren ist, sondern vom ersten Tag an gelernt werden muss, habe ich damit aufgehört, diese Prozesse beschleunigen zu wollen, die Welpen selbst anzulegen oder die Mutter in die „richtige“ Position zu nötigen.

Wer daran gewöhnt ist, nicht alles sofort zu bekommen, wer warten kann, ohne Stress zu entwickeln, wer immer wieder einen neuen Anlauf unternimmt und nicht so schnell aufgibt, kommt besser durchs Leben.

Die Murmeltiere sind zufrieden

… und Rieke findet sich immer besser zurecht in ihrer neuen Rolle. Sie hat schon viel von ihrer alten Fröhlichkeit zurückgewonnen, und begrüßt mich, wie früher, stets mit dem Klopfen oder Wedeln ihrer Rute – auch aus der Wurfkiste heraus. Seit die Milch ausreichend fließt, erlaubt sie sich manchmal kleine Auszeiten, in denen sie sich außerhalb der Wurfkiste umsieht. Gestern abend ging sie dabei von Hund zu Hund, jede(r) wurde kurz angestupst oder abgeschleckt, als wollte sie sich vergewissern, dass noch alles in Ordnung ist.

Die Runden, die wir zwischendurch mit ihr drehen, werden auch schon wieder länger. Rieke zeigt aber deutlich, wenn sie zurück will.

Die Welpen nehmen langsam aber sicher zu, ihre rosa Nasen und Pfotenballen sind schon dabei, sich schwarz zu färben, ihre Beweglichkeit verbessert sich täglich und sie finden immer schneller den Weg an die Milchbar. Dabei wühlen sie sich gekonnt auch an verdeckt liegende Zitzen. Manchmal hilft Rieke dabei, indem sie sich fast auf den Rücken dreht und kurz alle Zitzen freilegt. Mir scheint, sie wissen alle genau, was sie tun, und ich werde immer zurückhaltender mit meinen „Hilfestellungen“.

Es geht voran

Rieke sieht hier gerade etwas erschöpft aus, aber die gute Nachricht ist, dass sie sich inzwischen sehr gut erholt hat.

Sie versorgt ihre Murmelkinder vorbildlich, und auch die Milchmenge steigert sich, sodass inzwischen alle Welpen gleichmäßig zunehmen.

Ich hab meine Hausaufgaben auch gemacht: Für jeden Welpen liegt nun das nächste und auch gleich das übernächste Halsband bereit! Max passt das kleine Schwarze schon perfekt, die anderen kriegen ihres, wenn ihre Hälse noch etwas kräftiger geworden sind.

Namen und Farben

Nachdem unser M-Wurf so richtig angekommen ist, braucht natürlich jeder Welpe seinen Namen und eine dazugehörige Halsbandfarbe. Außerdem haben wir den letzten Würfen auch immer einen „Familiennamen“ mitgegeben, wie „Helden“ beim H-Wurf, „Krümel“ für die K’s und „Lümmel“ für die L’s.

Der Familienname war diesmal nicht so leicht zu finden. Muckel, Mäuse, Moppel, Musketiere und Musikanten schienen mir nicht zu passen, aber die murmelnden Geräusche der Kleinen gaben schließlich den Ausschlag: Die M’s sind unsere kleinen Murmeltiere!

Ich stelle sie nun in der Reihenfolge ihrer Geburt vor:

Maja kam als erste und wog schon 542g. Die hat sie noch nicht wieder erreicht, sie ist jetzt bei 527g, nimmt aber langsam wieder zu und trägt das honiggelbe Halsband.

Mattis war deutlich kleiner, wog 455g bei der Geburt und ist heute bei 503g. Er bekam ein dunkelgrünes Halsband.

Max war mit 535g wieder eines von den Schwergewichten. Er nimmt langsam und gleichmäßig zu, liegt heute bei 568g und trägt ein schwarzes Halsband.

Masha wog 468g bei der Geburt und heute 503g. Sie hat das rote Halsband bekommen.

Michel kam mit 503 g auf die Welt und wiegt heute 520g. Seine Halsbandfarbe ist hellblau.

Mette wog bei ihrer Geburt 485g, hat seitdem kontinuierlich abgenommen und liegt heute bei 464. g. Das ist kein Grund zur Sorge, denn sie ist kräftig und fit. Ihr Halsband hat die Farbe lila.

Molli wurde mit 480g geboren und konnte bis heute auf 527g zulegen. Sie trägt das grüne Halsband und ist auf dem unteren Foto vorne rechts zu erkennen.

Mio war mit 445g der Leichteste bei der Geburt. Seitdem hat er nur zugenommen, wiegt heute 470g und liegt mit seinem orangen Halsband direkt neben Molli.

Momo war die letzte und mit 548g auch die Schwerste von allen. Das ist sie heute immernoch, sie wiegt stolze 580g. Ihr Halsband war ursprünglich weiß, hat aber inzwischen eine blassgoldene Farbe angenommen. Sie ist auf dem Foto unten neben Mio zu sehen.

Ich gebe zu, die Halsbänder wurden von mir im letzten Moment aus unterschiedlichen Materialen geknüpft. Bei allem Warten hatte ich genau diese Vorbereitung vergessen. Sie sind weder schön noch einheitlich, helfen mir aber, die Murmeltiere zu unterscheiden, und wenn sie zu klein sind, gibt’s sowieso neue. Die hab ich schon!