Die große Kiste

… steht im Wohnzimmer. Wir haben sie erstmal in einen kleinen und einen größeren Bereich geteilt. Das ist praktisch beim Saubermachen, aber auch wenn die Welpen ihre Mama später beim Säugen zu sehr bedrängen und ich vielleicht ein paar Dicke zurückhalten will, damit die Kleineren in Ruhe trinken können.

Der Umzug fand heute morgen statt, erstmal ohne Aufregung, weil Rieke sich sofort dazulegte und dann alles andere sowieso egal war. Wenn die Kleinen (in ein bis zwei Wochen) ihre Umgebung genauer wahrnehmen und sich mit allen Sinnen zu orientieren versuchen, sorgen fremde Räume jedesmal für große Verunsicherung. Aber mithilfe ihrer vertrauten „Bezugspersonen“ (das sind auch die Geschwister und die anderen Hunde) lassen sich solche Herausforderungen dann immer besser bewältigen.

Im Moment sind sie noch blind und taub, auch wenn mich gelegentlich ein offenes Auge anblinzelt. Trotzdem hat der dicke Max, der den anderen immer einen Schritt voraus ist, gerade auf seinen vier Beinen (nicht auf dem Bauch!) einen Erkundungsgang entlang den Rändern seiner neuen Behausung gemacht. Alle Achtung! Er setzt dabei die Nase ein zum Fühlen und Riechen. Dabei hat er aber so ein Geschrei gemacht, das Rieke sich genötigt sah, in die Kiste zurückzukehren, um den Murmelkindern wieder Ruhe und Sicherheit zu vermitteln.

Nähe, Enge, Wärme, Berührung

… als wäre (noch) nicht jeder für sich, sondern alle zusammen ein Lebewesen. In der ersten, kleinen Wurfkiste setzt sich dieses Gefühl, das sie aus dem Mutterleib kennen, noch fort, deshalb darf sie nicht zu groß sein. Manche Welpen zeichnen sich aber schon jetzt dadurch aus, dass sie gezielt an den Rand robben, sich vorübergehend absondern. Heute haben Maja und Max sich das erste Mal auf die Hinterbeine gestemmt und selbständig ihren Kot abgesetzt. Natürlich hatten sie sich vorher von der Gruppe entfernt. Außerdem hat Maja gestern als erste ihre Augen einen Spaltbreit geöffnet, …

das konnte ich heute morgen leider noch nicht mit der Kamera einfangen, aber versucht hab ich’s.

Die neue, größere Welpenkiste ist aufgebaut. Vielleicht sind die Murmeltiere morgen schon bereit zum Umzug?

Wenn ein Baby schreit

… bleibt keine Mutter ruhig, Rieke schon gar nicht. Es passiert gelegentlich, meistens nachts, dass ein Murmeltier Bauchschmerzen hat. Letzte Nacht war es Masha. Als die Bauchschmerzen zu heftigen Krämpfen und das Gemurmel zu durchdringendem Geschrei wurden, waren Rieke und ich gleichermaßen beunruhigt. Wir hatten schon einige Register gezogen, von Abschlecken (Rieke) bis sanfte Bauchmassage (ich). Rieke begann bereits leise mitzuweinen, aber so weit war ich noch nicht. Eine muss ja die Nerven behalten.

Nachdem auch Rumtragen im Fliegergriff diesmal keine Wirkung zeigte (bei unseren Kinder war es oft erfolgreich), hab ich die kleine Masha einfach mit in mein Bett genommen. Rieke fand das nur so halb gut und bestand darauf, mitzukommen. Sie ließ die anderen Welpen alleine vor sich hin murmeln, um ganz nah bei Masha zu bleiben. – Ich musste an den Guten Hirten aus der Bibel denken, der seine neunundneunzig Schafe stehen lässt, um das eine, verirrte zu finden. – Masha lag also in meinem Arm, wurde dabei sanft gekrault (ich wünschte mir heilende Hände), und Rieke hatte ihren Kopf direkt daneben geschoben. Ganz langsam wurden die entspannten Phasen zwischen Mashas Krämpfen länger und die Bauchschmerzen ließen nach. Rieke entschied sich nun wieder für den Rest der Murmeltiere, die mitten in der Nacht plötzlich geputzt und abgeschleckt wurden, als wäre das wöchentliche Großreinemachen schon zweimal ausgefallen. Masha schlief eine Weile ganz ruhig in meinem Arm, dann merkte sie, dass etwas fehlte und ich setzte sie zurück zu ihren Geschwistern.

Es ist genug für alle da

Es ist ein tolles Gefühl, wenn die Sorgen beim Einschlafen sich am nächsten Morgen als grundlos herausstellen. Angesichts der etwas schleppenden Gewichtszunahme unserer Murmeltiere, war ich tatsächlich besorgt, ob Riekes Milch denn auch genug wäre. Dann war die Nacht aber ganz ruhig, ohne Bauchweh- oder gar Hungergeschrei, und heute morgen habe ich lauter satte, zufriedene Babys vorgefunden, die alle deutlich mehr auf die Waage brachten als am Abend. Ganz ohne mein Zutun!

Masha, Maja und vorne Momo

Mio, Mattis und rechts Mette

Gewichtige Unterschiede

In jedem Wurf gibt es die Ausreißer nach oben und nach unten. Ich rede vom Gewicht der Welpen.

Die Murmeltiere sind da paarweise unterwegs. Max (schwarz) und Momo (weiß) haben sich sofort an die Spitze gesetzt, und heute die 1kg Grenze geknackt. Maja und Michel sind auch schon kurz davor. In der Mitte behaupten sich Mio, Masha und Molli, Mattis ist dauerhaft auf Platz 8, liegt aber deutlich (100g) vor der kleinen Mette, deren Abstand zu den anderen sich gerade vergößert. Hauptsache, sie bleibt dabei!

Die Unterschiede im Gewicht spiegeln sich auch in der Länge der Welpen, deshalb gehe ich davon aus, dass wir es einfach mit unterschiedlichen Größen zu tun haben, denn keine(r) ist viel schwächer als die anderen. (Obwohl ich der kleinen Mette nun doch immer wieder einen Vorteil zu schaffen versuche.)

der richtige Moment

… lässt denn doch mal eine andere Perspektive zu auf unsere Murmeltiere, die heute schon eine Woche alt sind.

Hier hatte Rieke sich kurz auf den Rücken gedreht, um etwas Unordnung in die festgenuckelte Welpenschaar zu bringen und klappt gerade zurück.

Normalerweise liegen sie in Reih und Glied. Wenn auch die unteren, verdeckten Zitzen gefunden werden, bilden sie zwei Reihen. Dabei bleiben meistens ein paar Welpen übrig, aber wer hungrig ist, kriegt sofort mit, wenn sich ein Satter abrollen lässt und nimmt dessen Platz ein. Die ganz Ungeduldigen schaffen es auch, andere abzudrängen oder auszuhebeln. Manchmal sorge ich dann für Ordnung (im Sinne der Schwächeren natürlich).

Das ist die kleine Mette (lila Halsband), die in den ersten Tagen lange abgenommen hat. Jetzt nimmt sie kontinuierlich zu. Sehr langsam, aber sie holt sich was sie braucht und scheint genauso fit wie die anderen, auch wenn sie auf der Gewichtstabelle immer die Letzte ist.

Rieke bei der Arbeit

Ja, die Bilder gleichen sich – wie könnte es auch anders sein. Alles findet in der kleinen Wurfkiste statt, mit wenig Licht, ohne Blitz natürlich und entsprechend unscharf. Und doch gibt es Veränderungen: die schwarzen Nasen und Pfotenballen, die kräftigen, wendigen Körper der Welpen. Riekes Blick wird klarer und selbstbewußter.

Aber es ist auch anstrengend für sie. Um dem wachsenden Nahrungsbedarf ihrer Kinder standzuhalten, muss sie schon jetzt doppelt so viel fressen, wie vorher, und es kommen noch drei Wochen auf sie zu, in denen sie die Welpen fast allein ernähren wird. Das ist harte Arbeit, bei der wir ihr zur Seite stehen so gut wir können. Wir vermitteln ihr Sicherheit und Nähe, sorgen für gute Ernährung, ein entspanntes Umfeld und bleiben aufmerksam für kleine Bedürfnisse und Veränderungen.

Der Weg zur Frustrationstoleranz

Wenn die Murmeltiere zu murmeln beginnen, wartet Rieke meistens noch eine Weile, ob es lauter wird oder nochmal abklingt, irgendwann nimmt sie ihren Platz in der Wurfkiste ein und wartet nochmal, bis die Kinder den Weg zu ihr gefunden haben … meistens werden sie dann erstmal gründlich abgeschleckt, bis sie endlich eine geeignete Position einnimmt, die den Welpen den Weg an die Milch freigibt.

Seit ich gelernt habe, dass Frustrationstoleranz nicht angeboren ist, sondern vom ersten Tag an gelernt werden muss, habe ich damit aufgehört, diese Prozesse beschleunigen zu wollen, die Welpen selbst anzulegen oder die Mutter in die „richtige“ Position zu nötigen.

Wer daran gewöhnt ist, nicht alles sofort zu bekommen, wer warten kann, ohne Stress zu entwickeln, wer immer wieder einen neuen Anlauf unternimmt und nicht so schnell aufgibt, kommt besser durchs Leben.

Die Murmeltiere sind zufrieden

… und Rieke findet sich immer besser zurecht in ihrer neuen Rolle. Sie hat schon viel von ihrer alten Fröhlichkeit zurückgewonnen, und begrüßt mich, wie früher, stets mit dem Klopfen oder Wedeln ihrer Rute – auch aus der Wurfkiste heraus. Seit die Milch ausreichend fließt, erlaubt sie sich manchmal kleine Auszeiten, in denen sie sich außerhalb der Wurfkiste umsieht. Gestern abend ging sie dabei von Hund zu Hund, jede(r) wurde kurz angestupst oder abgeschleckt, als wollte sie sich vergewissern, dass noch alles in Ordnung ist.

Die Runden, die wir zwischendurch mit ihr drehen, werden auch schon wieder länger. Rieke zeigt aber deutlich, wenn sie zurück will.

Die Welpen nehmen langsam aber sicher zu, ihre rosa Nasen und Pfotenballen sind schon dabei, sich schwarz zu färben, ihre Beweglichkeit verbessert sich täglich und sie finden immer schneller den Weg an die Milchbar. Dabei wühlen sie sich gekonnt auch an verdeckt liegende Zitzen. Manchmal hilft Rieke dabei, indem sie sich fast auf den Rücken dreht und kurz alle Zitzen freilegt. Mir scheint, sie wissen alle genau, was sie tun, und ich werde immer zurückhaltender mit meinen „Hilfestellungen“.