Hühnerdiebe

Lucys Trächtigkeit hat alte Gelüste in ihr geweckt: Heute morgen hat sie sich schon vor dem Frühstück in den Hühnerauslauf geschlichen um sich eigenständig mit frischem Barf-Fleisch zu versorgen. Sie hat ein Huhn mitgenommen und es – bis auf ein paar Federn – komplett aufgefressen. (Offenbar haben wir ihren Nahrungsbedarf immer noch nicht richtig eingeschätzt.)

Noch viel ärgerlicher ist, dass nun auch die kleine Rieke herausgefunden hat, wie sie in den Hühnerauslauf reinkommt (raus kann sie noch nicht!) Sie frisst die Hühner noch nicht, kann sie aber töten – und das hat sie heute getan. Ihr Ausflug hat drei Hühner das Leben gekostet.

Offensichtlich haben unsere Hunde immer noch mehr Freiheiten als sie / wir vertragen können.

Die gute und die schlechte Nachricht

Nachdem ich insgesamt 12 meiner Beiträge gelöscht habe, die alle mit der Hoffnung auf Malenkas Welpen zu tun hatten, gibt es nun neuen Grund zur Hoffnung: Lucy sieht schon ziemlich schwanger aus.

Sie hat zwar erst die Hälfte ihrer Trächtigkeit hinter sich, aber ich bin recht zuversichtlich, dass ihr Bauch sich schon an der richtigen Stelle zu runden beginnt. Das ist die gute Nachricht.

Die schlechte hat mit den Oster-Feiertagen und der zunächst ziemlich hochgefahrenen Stimmung nach dem Eintreffen von Kindern und Enkeln in Meierhafe zu tun. Lucy und Indi sind nämlich im allgemeinen Trubel wieder aneinander geraten.

Wodurch es diesmal ausgelöst wurde, hat niemand beobachtet, wir konnten sie aber schnell trennen, als wir dazu kamen. Leider hatte Lucy da schon eine Verletzung unter ihrem rechten Auge, die tierärztlich behandelt werden musste, sodass sie immer noch aussieht, wie ein Boxer nach dem Kampf. Dass ihr Kampf noch nicht zuende ist, hat Lucy uns gezeigt, indem sie Indi gleich weiter attackieren wollte, als wir sie wieder zusammengeführt haben. Daraufhin haben wir sie bis heute nicht mehr zusammen laufen lassen.

Jetzt sind Andreas und ich wieder allein mit den Hunden und haben Lucy und Indi gerade kurz zusammen in einem Raum gehabt. Wenn ich nicht abgelenkt bin, reicht meine Präsenz aus, dass keine auf dumme Gedanken kommt, aber wir wollen diese Annäherungen auf ruhige Situationen im Haus beschränken. Lucy und Indi müssen sich damit abfinden, dass die jeweils andere auch ein Teil des Rudels ist. Gleichzeitig müssen sie sich an unsere Vorgaben halten und sich darauf verlassen können, dass wir für ihre Sicherheit sorgen. Also mehr Regeln, mehr Verbindlichkeit, weniger Freiheiten. Für alle. – Ist nicht wirklich mein Ding, aber anders kriegen wir das nicht hin.

Während der Trächtigkeit wollen wir natürlich zusätzlichen Stress für Lucy vermeiden (das heißt, im Zweifelsfall geht die Trennung auf Indis Kosten). Nach der Geburt brauchen die Mütter sowieso erstmal Abstand für sich und ihre Welpen. Später, wenn alle draußen auf dem Sandberg sind, wäre so ein schwelender Konflikt auch das letzte, was wir den Kleinen zumuten würden. Mal abgesehen davon, dass Indi bisher immer „übernommen“ hat, wenn die jungen Mütter mit ihren Kindern draußen waren. Das würde Lucy jetzt sicher nicht mehr zulassen.

Es wird also darauf hinauslaufen, dass wir Indi und Lucy in den nächsten Monaten getrennt halten.

… da warn es wieder fünf!

Unsere Neue heißt (wieder) Rieke und sieht ihrer Vorgängerin (Tochter von Indi und Rigaz) tatsächlich ein bisschen ähnlich. Im Vergleich zu unseren eigenen Welpen wirkt sie eher zart. Auf jeden Fall hat sie uns mit ihrer fröhlichen, unbefangenen und doch sehr sanften Art längst verzaubert. Sie ist am Sonntag mit zwölf Wochen bei uns eingezogen. Nun lebt sie sich ein, was ihr offenbar keine Probleme bereitet.

Das sah am ersten Abend noch ganz anders aus, als wir unsere erwachsenen Hunde der Reihe nach zur Begrüßung zu ihr schickten. Rieke brachte sich sofort (bei uns) in Deckung und versuchte mit Keifen und Knurren all die fremden Monster von sich fern zu halten (es war auch schon dunkel). Als dann noch die Katze Mia vorbei lief, wurde die mit ebenso verzweifelten Einschüchterungsversuchen vertrieben. Bei der Katze hatte sie Erfolg. Die Hunde blieben (nacheinander) ganz ruhig bei ihr stehen. Malenka wedelte sie freundlich an, Lucy ging zur Beruhigung erstmal wieder einen Schritt zurück, Jamie war väterliche Güte in Person und ließ ihr nach kurzem Anschnuppern genau den Raum, den sie wollte. Indi kam als Letzte und entschied sich angesichts dieses verzweifelten kleinen Welpen für eine andere Strategie: Sie stellte sich mit etwas Körperspannung und erhobener Rute vor ihr auf. – Und tatsächlich war das genau die vertrauensbildende Maßnahme, die Rieke gebraucht hatte. Sie hörte sofort auf mit ihrem hysterischen Gekeife, kam aus ihrer Deckung und begann, Indi von vorn bis hinten (erstmal hinten) zu beschnuppern. Dabei blieb Indi ganz ruhig stehen, bis Rieke fertig war. Danach war eigentlich alles gut.

Bis heute ist Indi die Anlaufstelle für Rieke, wenn sie Sicherheit braucht. Zum Beispiel einen besonders geschützten Schlafplatz, von denen es (in unseren Augen) hier einige geeignete geben sollte. Wenn Rieke nach Tiefschlaf ist, kuckt sie sich nach Indi um und legt sich direkt neben sie. Indi lässt sie. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich bin so froh, dass wir Indi in unserem Rudel haben! Natürlich könnten wir jetzt darüber reden, was wir Menschen von Indis Verhalten übernehmen sollten, um besser auf die Bedürfnisse unserer Welpen einzugehen (Stichwort: „in Führung gehen“ … ), aber die Hunde können das meistens viel besser! Also freu ich mich einfach, dass wir ein Team sind, in dem ich nach meinen Möglichkeiten handeln kann und die Hunde ihren Part übernehmen.

Rieke und Indi
Lucy und Rieke
Malenka und Rieke

die Meierhafe-Idylle hat einen Riss bekommen

Das war Indi gestern abend: Allein draußen, solange es noch hell war.

Das waren Malenka, Lucy und Jamie gestern abend.: „wenn du reingehen willst, kommen wir mit!“

Das sind Lucy und Indi heute mittag: wie unter Schock, als verstünden sie die Welt nicht mehr.

Was geschehen ist? Sie haben gekämpft. Und zwar miteinander. Warum? Hat sich so ergeben.

Auf der Straße ging – wie mehrmals jeden Tag – Nachbars Hermine ihres Weges. Unsere Hunde waren alle im vorderen Bereich des Hofes. Ich nicht. Die hochschwangere Malenka wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und stimmte ihr Kriegsgeschrei an: „kommt alle mit! zusammen sind wir stark! Nachbars Hermine will hier unbemerkt vorbeigehn! das können wir nicht zulassen! wir machen ihr Angst, das macht Spaß!“ (Hermine und Malenka sind sich übrigens schon mehrmals friedlich begegnet. Auch auf unserem Grundstück.) Komischerweise machen neuerdings tatsächlich alle Hunde mit, wenn Malenka das so will. (Nur, wenn ich nicht dabei bin!!)

In dieser aufgeheizten Stimmung sind Lucy und Indi, die beiden (potenziellen) Konkurrentinnen im Rudel, irgendwie aneinander geraten. Und dann konnten sie nicht mehr aufhören. Jamie und ich haben am Anfang ein paar hilflose Versuche unternommen, dazwischen zu gehen, aber dafür war es längst zu spät. Ich glaube, dass Indi angefangen hat und Lucy heftig reagiert hat, weil ihr Hormonstatus direkt nach der Läufigkeit das noch hergab. Egal. Am Ende war Lucy die Stärkere. Sie hatte Indi immer wieder am Boden und schien ihr direkt in die Kehle zu beißen. Um überhaupt etwas zu tun, habe ich erstmal Jamie und Malenka ins Haus gebracht. Sie wussten ja auch nicht weiter. Dann hab ich eine Gießkanne mit Wasser gefüllt und bin damit zu den immer noch kämpfenden Mädels zurück. Indi lag am Boden und war schon fix und fertig. Lucy traute sich aber noch nicht, sie ganz freizugeben. Ich hab dann erstmal Lucy das Wasser ins Gesicht gegossen – darauf ließ sie sofort von Indi ab. Sicherheitshalber hat Indi auch noch ein bisschen Wasser abgekriegt, aber irgendwie waren beide sowieso schon am Ende. Wahrscheinlich hat es auch nur deshalb funktioniert.

Danach standen wir alle drei eine Weile unter Schock. Ich wusste eigentlich nur: wir müssen das zusammen durchstehen und hier wird keiner weggesperrt. Schließlich geht es darum, auch in Zukunft ein funktionierendes (harmonisches?) Rudel zu bilden. Nach und nach senkte sich der Adrenalin-Spiegel und ich konnte die Mädels auf Verletzungen untersuchen. – Ja, es gab bei beiden blutige Schrammen, hauptsächlich im Gesicht. Indis kleines Loch an der Kehle hab ich erst später entdeckt. Da war aber (hoffentlich) nichts, was man mit mehr als Desinfektionsspray hätte behandeln müssen. Ich bin aber auch nicht so der „Hilfe!-der-Tierarzt-solls-richten!“-Typ, sonst hätten sie sicher schon ihre Antibiotika-Dosis bekommen.

Das war heute mittag. Jetzt liegen gerade alle vier Weißen entspannt schlafend um mich rum.

Zeit zum Durchatmen

Lucy vermisst ihren Freund Pauli

Nun konnte Pauli doch wieder zurück in seine alte Familie. – Was ja auch toll ist für ihn, deshalb sind wir eigentlich froh – und wegen Jamie auch irgendwie erleichtert. Aber die Stille, die sich hier gerade breit macht, fühlt sich fast ein bischen wie Leere an.

Klara und Pauli, die beiden „Jungen Wilden“ waren voller Energie. Sie liebten es, sich miteinander und mit den Alten zu messen und ihre Kraft zu spüren. Mit ihnen tobte das Leben in Meierhafe. Das war natürlich auch anstrengend für uns und die älteren Hunde. Wir waren immer wieder herausgefordert, mussten schnell sein, Grenzen aufzeigen, Ruhe einfordern. Gleichzeitig haben wir uns alle gern anstecken lassen von der Fröhlichkeit und der machmal so wilden Lebensfreude.

Es ist schon lange her, dass wir keinen jungen Hund in unserem Rudel hatten. Als ich heute morgen mit Jamie, Indi, Malenka und Lucy draußen unterwegs war, wollte niemand rennen. Es war leise, alle bewegten sich ruhig oder standen in stillem Einverständnis umeinander rum. Ich mittendrin.

Nach den sehr intensiven und auch anstrengenden Wochen mit wechselner Besetzung im Rudel, Zeiten des Entdeckens, des neu Kennenlernens und der Auseinandersetzung, ist nun wieder Ruhe eingekehrt. Das sollten wir genießen. Ich glaube, die Hunde tun das schon.

fließender Übergang

Unsere Klara ist heute ausgezogen. Das ist traurig für uns, aber es fühlt sich auch richtig an, denn ihre neue Familie scheint gut zu ihr zu passen und wir hoffen, dass Klara sie mit all ihrer Lebensfreude genau so glücklich macht, wie uns. Während ihrer letzten Woche in Meierhafe hatte Klara noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen: Sie hat dafür gesorgt, dass Pauli seinen Abschiedsschmerz überwinden und sich bei uns wohlfühlen konnte.

Klara und Pauli

Pauli hieß früher Hemp und ist auch in Meierhafe geboren, nämlich im Sommer 2019 als Sohn von Indi und Jamie. Er hat bisher in Hamburg gelebt, wo er alles gelernt hat, was einem Großstadthund das Leben angenehm macht. Mit Herrchen um die Alster joggen, warten, wenn selbiger Tennis spielt oder im Laden verschwindet, andere Hunde an sich vorbeiziehen lassen, … Wer überall dabei sein will, muss sich auch überall benehmen können. Pauli kann das. Seit einer Woche ist er jetzt wieder bei uns. Die Lebensumstände in seiner Familie hatten sich so verändert, dass Paulis Herrchen sich schweren Herzens dazu entschieden hat, ihn zu uns zurück zu bringen.

Pauli

Bei uns auf dem Land sind wieder andere Dinge gefragt als in Paulis Stadtleben (z.B. Hasen und Rehe an sich vorbei ziehen lassen), aber die kann er auch. Weil er will. Nachdem Pauli aufgehört hat, durch uns durch zu kucken, weil er innerlich noch bei seinem Herrchen war, will er nun auch bei uns alles richtig machen. Wir sind völlig begeistert von diesem wunderschönen und coolen Rüden. Auf den ersten Blick sieht er aus wie sein Papa Jamie. Auf den zweiten erkennt man, dass er kleiner ist, kompakter, sportlicher und die schlauen, nicht ganz so sanften Augen seiner Mama Indi hat. Obwohl – sanft kann er auch, z.B. als gestern der fast fünf Monate alte Felix bei uns zu Besuch war. Pauli stellt sich auf sein Gegenüber ein, und wenn die wilde und kräftige Klara es von ihm wissen wollte, hatte Pauli immer noch ein bisschen mehr Energie als sie. Die beiden sind miteinander über unser Gelände gefegt (ohne Rücksicht auf das, was vorher Rasen war), haben abwechselnd den Hasen für den anderen gemacht, haben gerauft und gerangelt und sich zärtlich beleckt, wenn sie endlich genug hatten.

Malenka und Pauli

Ohne Klara wäre die erste Meierhafe-Woche für Pauli sicher nicht so leicht gewesen. Aber von jetzt an muss er, wie wir alle, auch ohne Klara zurecht kommen. – Mit Jamie haben wir ihn noch nicht frei laufen lassen. Auch im Haus ist immer noch eine Tür dazwischen. Bislang sind beide Rüden ziemlich entspannt, wenn sie sich sehen, aber wir wollen erstmal die Situation unter Kontrolle behalten und klare Vorgaben machen, bevor sie auf dumme Gedanken kommen.

Klara, Pauli, Jamie hinter der Glastür

Klara – unser Nachwuchs bringt Bewegung ins Rudel